Henriette Davidis

Henriette Davidis (1. März 1801 – 3. April 1876) war eine deutsche Kochbuchautorin, deren Werke im deutschen und internationalen Buchhandel in mehreren Auflagen erhältlich waren. Ihr bekanntestes Werk, das „Praktische Kochbuch“, wurde zu ihren Lebzeiten in mehreren europäischen Ländern und den USA veröffentlicht und ist bis heute in aktualisierten Ausgaben erhältlich.

Henriette-Davidis-Denkmal in Nahaufnahme: Drei Frauenfiguren sitzen auf einem senkrecht stehenden aufgeschlagenen Buch; die Skulptur ist aus Aluminium.

Eröffnung:

07. Mai 2024

Künstlerin:

Darstellung:

Das Denkmal zeigt Henriette Davidis in drei Lebensphasen – als Kind, junge Frau und bekannte Dame – und erinnert sowohl an sie als auch an die Generationen von Frauen, die ihre Bücher gelesen haben, dargestellt auf einem Buch, das ihrem berühmten „Praktischen Kochbuch“ nachempfunden ist.

Standort:

Lebenslauf von Henriette Davidis

Historische Seite aus einem Kochbuch Davidis', unter anderem mit einem Rezept für Pothast.

Henriette Davidis wurde als Johanna Friederika Henriette Katharina in Wetter-Wengern geboren. Sie erhielt ihre ersten praktischen Unterweisungen im Kochen und Haushalten von ihrer Mutter. Mit 15 Jahren besuchte sie die Schule für höhere Töchter in Schwelm und später in Wengern. Nach ihrer Ausbildung arbeitete sie im Haushalt ihrer Schwester in Bommern, kehrte jedoch 1828 nach Wengern zurück. Ihr Vater starb kurz zuvor, und zehn Jahre später folgte ihre Mutter.

Mit 37 Jahren begleitete sie eine kranke Dame in die Schweiz. 1840 zog sie nach Windheim und übernahm ein Jahr später die Leitung einer Mädchenarbeitsschule in Sprockhövel, wo sie bis 1848 arbeitete. Während dieser Zeit begann sie mit der Arbeit an ihrem „Praktischen Kochbuch“. Nach langer Suche fand sie im Bielefelder Verlag „Velhagen und Clasing“ einen Verleger, der das Buch 1845 in einer Auflage von 1000 Stück veröffentlichte.

In den 1850er Jahren ließ sie sich in Dortmund nieder. Das „Praktische Kochbuch“ wurde in mehreren Sprachen übersetzt und auch in den USA und der Schweiz verkauft. Sie verfasste weitere Werke und Beiträge für Zeitschriften und setzte sich erfolgreich für eine bessere Bezahlung ihrer Arbeit ein, was ihr wirtschaftliche Unabhängigkeit verschaffte. Um 1875 bezog sie eine eigene Wohnung in der Kaiserstraße 30 in Dortmund. Sie starb am 3. April 1876 und wurde auf dem Dortmunder Ostfriedhof beigesetzt. Henriette Davidis blieb unverheiratet.

Praktisches Kochbuch von 1890: Dunkler, verzierter Einband, der Titel befindet sich kreisförmig in Gold in der Mitte.
Praktisches Kochbuch von 1903: Rotgemusterter Einband, der Titel befindet sich kreisförmig in der Mitte.
Praktisches Kochbuch von 1942: Heller, schlichter Einband, dazu eine Pappbox, auf der eine Familie in einer Küche skizziert ist.
„Praktisches Kochbuch“ aus den Jahren 1890, 1903 und 1942

Die Schriften von Henriette Davidis

1845

Zuverlässige und selbstgeprüfte Recepte der gewöhnlichen und feineren Küche (ab der 3. Auflage: Praktisches Kochbuch)

1847

Arrangements zu kleinen und größeren Gesellschaften, zu Frühstücks-, Mittags- und Abendessen, Kaffee’s und Thee’s und einem Küchenzettel nach den Jahreszeiten geordnet

1848

Praktische Anweisung zur Bereitung des Roßfleisches

1850

Der Gemüsegarten (später: Der Küchen- und Blumengarten für Hausfrauen)

1856

Puppenköchin Anna: Praktisches Kochbuch für liebe kleine Mädchen

1857

Der Beruf der Jungfrau. Eine Mitgabe für Töchter gebildeter Stände

1858

Puppenmutter Anna, oder wie Anna sich beschäftigt und ihren Puppenhaushalt führt

1860

Natur- und Lebensbilder. Kleine Beiträge zur weiblichen Gemütsbildung

1861

Die Hausfrau. Praktische Anleitung zur selbständigen und sparsamen Führung des Haushalts

1870

Kraftküche von Liebig’s Fleischextrakt für höhere und unbemittelte Verhältnisse

Davidis schrieb in den 1860er Jahren regelmäßig für Familien- und Frauenzeitschriften wie das „Christliche Volksblatt“ und „Daheim“ über Themen wie weibliche Krankenpflege oder den Bau neuer Wohnhäuser. Ihr Name überlebte durch Autorinnen wie Luise Rosendorf, Luise Holle, Ida Schulze und Erna Horn, die das „Praktische Kochbuch“ bis ins 20. Jahrhundert überarbeiteten. Nahezu alle Werke und zahlreiche Überarbeitungen können in der Bibliothek des Deutschen Kochbuchmuseums eingesehen werden.

Buch "Puppenköchin Anna" von 1874. Der Einband zeigt die Zeichnung eines Mädchens am Herd, im Hintergrund sitzt eine Frau am Küchentisch.
Buch "Der Beruf der Jungfrau" von 1892 mit einem blau-gold verzierten Einband.
„Puppenköchin Anna“ von 1874 und „Der Beruf der Jungfrau“ von 1892.

Die Künstlerin

Almut Rybarsch-Tarry, 1967 in Dortmund geboren, ist seit 25 Jahren als freischaffende Künstlerin tätig. Hauptsächlich im Dortmunder Raum, Ruhrgebiet und NRW, aber auch Deutschlandweit, in Belgien und den Niederlanden. Schwerpunkt sind die Gestaltung von Skulpturen und Objekten aus Zement, Ton, Gips und Resten des Alltags sowie die Anfertigung von Modellplastiken zum Abguss in Bronze und Aluminium. Neben kontinuierlicher Ausstellungs- und Auftragsarbeit gehören Kunstprojekte mit Kindern und Jugendlichen, Wandbemalungen im öffentlichen Raum, Organisation von Streetart und Graffitiprojekten zu den sich stetig erweiternden Tätigkeitsfeldern.

Das Denkmal

Henriette-Davidis-Denkmal aus Aluminium: Drei Frauenfiguren sitzen auf einem senkrecht stehenden aufgeschlagenen Buch; das Kunstwerk befindet sich auf einer viereckigen Steinsäule. An ihrer Vorderseite ist ein Schild mit den wichtigsten Infos zu Davidis befestigt.

Das Gesamtkonzept umfasst Henriette Davidis in drei Lebensabschnitten, als Kind, junge Frau und die allseits bekannte, etwas streng blickende Dame mit zeitgenössischer Spitzenhaube. Damit soll nicht nur an sie selbst erinnert werden, sondern auch an ihre Leserschaft und die folgenden Generationen, die ihre Bücher gelesen haben. Dies waren zumeist Mädchen, junge Frauen, frisch Verheiratete und gestandene Hausfrauen. Die drei Figuren sind platziert auf das Buch, welches Henriette Davidis bis heute berühmt gemacht hat: das Praktische Kochbuch. Hier gestalterisch angelehnt an eine Ausgabe aus dem Jahr 1902. Die Skulptur ist ein Aluminiumabguss nach der modellierten Originalplastik aus Faserzementspachtel und präsentiert sich auf einer Stele aus Andeer Granitstein.

Standort

Kartenausschnitt von ©OpenStreetMap

Das Denkmal befindet sich in der Kaiserstraße Ecke Hans-Litten-Straße.

Danksagung

Das Henriette Davidis Denkmal ist entstanden mit freundlicher Unterstützung und Empfehlung des Deutschen Kochbuchmuseums, der Bezirksvertretung Innenstadt-Ost sowie der Sparkasse Dortmund und wurde gefördert vom Verein Kunst und Kultur im Kaiserviertel e. V.

Logo Deutsches Kochubuchmuseum
Logo Bezirksvertretung Innenstadt-Ost
Logo Sparkasse Dortmund
Logo Verein Kunst und Kultur im Kaiserviertel e. V.

Wir bedanken uns außerdem bei

  • Frau Dr. Wohltat, stellvertretende Präsidentin des Landgerichts, sowie Frau Öcal und Frau Schroeter vom Landgericht, die uns wunderbar unterstützt haben,
  • Frau van Leeven, die neue Leitung des Kochbuchmuseums, die uns in allen Fragen rund um Henriette unterstützt sowie Bilder beigesteuert hat,
  • Annette Kritzer für die Empfehlung der Künstlerin,
  • Katrin Burek für die Erstellung der barrierefreien Seite,
  • Dirk Siedelhofer, der sich um die Fördertafel gekümmert hat,
  • Unserm Schatzmeister Gabriel Faber für die Abrechnungsarbeit und Akquise,
  • Susanne Meyer für ihre Unterstützung, vor allem bei der Geldbeschaffung,
  • Susanne Özverim, die sich unter anderem um die Steele gekümmert hat,
  • Christa Bremer, die unser Logo gestaltet hat,
  • Sabine Schümers, die das Logo des Vereins gestaltet hat,
  • Tina Gau, die immer fleißig die Protokolle geschrieben hat,
  • Café Auszeit, das uns so toll bewirtet hat nach der offiziellen Einweihung.

Bildverzeichnis

Die auf dieser Seite abgebildeten historischen Bücher befinden sich in Besitz des Deutschen Kochbuchmuseums, das die Abbildungen zur Verfügung gestellt hat.

Puppenköchin Anna (1874)

Inventarnummer: KoM 1986/0034

Praktisches Kochbuch (1890)

Inventarnummer: KoM 1995/0001

Der Beruf der Jungfrau (1892)

Inventarnummer: KoM 2004/0078

Praktisches Kochbuch (1903)

Inventarnummer: KoM 2017/0103

Praktisches Kochbuch (1942)

Inventarnummer: KoM 1987/0059